Im Gespräch mit Richard Eberhardt, Präsident des Internationalen Bustourismus Verbands 2011 war als schwieriges Jahr für die Bustouristik prophezeit worden. Hinzu kamen politische Unbill mit der Hinauszögerung der PbefG-Novelle, eine drohende und dann erst einmal abgewendete Busmaut, neue Umweltzonen und Einreisebestimmungen besonders in Italien – und dann die große Bankenkrise. Wie sich dies alles auf die Busreiseveranstalter ausgewirkt hat, darüber unterhielten wir uns bei den Mercedes-Benz Omnibustagen MOT mit Busunternehmer Richard Eberhardt, Präsident des Internationalen Bustourismus Verbands (RDA/gbk). Herr Eberhardt, war 2011 das erwartet schwierige Jahr für Busreisveranstalter? Richard Eberhardt: „Rückblickend kann man sagen: Das Reisejahr 2011 war trotz allem ein gutes Jahr für die Bustouristik. Es gibt zahlreiche Busunternehmen, die in diesem Jahr positiv abgeschnitten haben, sowohl was den Umsatz wie auch den Ertrag angeht. Dieser sich abzeichnende Fortschritt ist deshalb als erfreulich zu werten.“ Bei den Jahrestagungen der Busunternehmerverbände wurde fast überall ein Rückgang in der Unternehmenszahl beklagt. Was sind die Ursachen? Richard Eberhardt: „Fakt ist, dass wir einem Schrumpfungsprozess in der Branche unterliegen. Von 6.500 Busunternehmen vor ca. 15 – 20 Jahren sind jetzt noch in Deutschland rund 4.700 aktiv. Die Ursachen liegen offen zutage: Die Branche hat mit Nachfolge-Problemen zu kämpfen, die durch eine schwieriger werdendes Umfeld mit immer komplizierteren Anforderungen sicher nicht einfacher werden. Die Einreisebeschränkungen in den Städten, die immer höheren Auflagen, die steuerlichen Belastungen sowie die verkehrs- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen machen Mehranstrengungen notwendig, um die gleichen Ziele wie vorher zu erreichen.“ Wie wichtig ist vor diesem Hintergrund die Lobbyarbeit? Richard Eberhardt: „Eine starke und gezielte Lobbyarbeit wird immer wichtiger. Ohne sie wären wir nicht in unserer heutigen Position, sondern hätten noch mehr zu bewerkstelligen. Was wir mit der bisher gelungenen Ablehnung einer Busmaut erreicht haben, haben wir noch nicht in allen Bereichen erzielt. Aber der in diesem Jahr aus RDA und gbk formierte Internationale Bustourismus Verband ist als Erster an dieser Front tätig gewesen und wird sich auch in Zukunft für die Anliegen der Bustouristik stark machen.“ Der Verband hat seine Arbeit aufgenommen – was wurde konkret bearbeitet? Richard Eberhardt: „Nach der Gründung im Mai mussten zuerst einmal alle Formalitäten zu Papier gebracht werden. Wir haben einen neuen, koordinierten Internetauftritt zur Informationsvermittlung an unsere Mitglieder gestaltet. Das Thema Busmaut wurde bereits unter der Federführung des internationalen Bustourismus Verbands bearbeitet. Anfang Dezember haben wir auch erstmals in dieser Funktion in Berlin wichtige Politiker zu einem parlamentarischen Abend geladen, um die Lobbyarbeit zu forcieren.“ Es wurde in diesem Jahr oft von den Chancen geredet, die sich den Busreiseveranstaltern auf Grund der demographischen Alterspyramide auf dem deutschen Markt bieten. Sind die Reisebusse 2011 voller geworden und geben die Bustouristen mehr Geld für Reisen aus? Richard Eberhardt: „Das muss man ganz individuell je nach Unternehmen betrachten. Generell kann aber beobachtet werden: Wenn die Qualität einer Busreise stimmt und Zuverlässigkeit gewährleistet ist, dann sind die Gäste auch bereit, mehr Geld auszugeben. Das heißt, Busreisen sollten möglichst hochwertig und zuverlässig gestaltet werden, nicht nur der Preis ist ausschlaggebend.“ Welche Rolle spielt das Image der Busreise dabei? Richard Eberhardt: „Das Image der Busreise ist wichtig. Auch das des Unternehmens allgemein. Wie präsentiert sich ein Busunternehmen in seiner Gesamtheit am Markt? Wie geht man mit Kunden um? Vor der Buchung und während der Reise – alles wichtige Aspekte, die ein Gesamtbild ergeben.“ Sind Sie – auch als Reisebusunternehmer - für die Zukunft der Bustouristik positiv gestimmt ? Richard Eberhardt „Sicher, gerade der demografische Wandel, aber auch die steigenden Energiepreise beinhalten Chancen für Aktivitäten in der Bus- und Gruppentouristik.“