DAS EUROBUS INTERVIEW Mit Gasölbetriebsbeihilfe gegen Dieselpreiserhöhung? WBO-Vorsitzender Eberhard Dannenmann zu den aktuellen Problemen der Branche
 

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DAS EUROBUS INTERVIEW

Mit Gasölbetriebsbeihilfe gegen Dieselpreiserhöhung?
WBO-Vorsitzender Eberhard Dannenmann zu den aktuellen Problemen der Branche

Freitag, 16.11.2007

Am Rande des Busforum Workshop 2007 in der neuen Stuttgarter Messe hatte EuroBus Gelegenheit, den WBO-Vorsitzenden Eberhard Dannenmann zu der momentan schwierigen Situation der privaten Busunternehmen in Deutschland zu befragen. * Herr Dannenmann, wo drückt die baden-württembergischen Busunternehmer der Schuh ? Eberhard Dannenmann: „Das sind im Allgemeinen die gleichen Probleme, die alle anderen deutschen Busunternehmen auch haben – außer dass wir im Speziellen zusätzlich noch mit dem Thema Stuttgart 21 zu kämpfen haben. Dabei soll bei dem Umbau des Stuttgarter Bahnhofes der bisherige Busbahnhof ersatzlos gestrichen und nach Vaihingen ausgelagert werden. Dagegen wehren wir uns. Außerdem schlägt Stuttgart vor, dass Busse 12 Jahre fahren sollen – und das bei ständig neuen Wünschen nach mehr Komfort im Bus: das passt einfach nicht zusammen.“ * Sind die Ergebnisse der vom WBO in Auftrag gegebene Studie über die künftige Entwicklung im ÖPNV für Sie alarmierend? Dannenmann: „Die rechtliche Unsicherheit unter uns privaten Busunternehmern ist groß. Unklar ist, welche Ziele bei der Umsetzung von Regionalisierung und Liberalisierung im ÖPNV verfolgt werden. Es wird versucht, mehr staatliche Gestaltung an Stelle der unternehmerischen Eigenverantwortung durchzusetzen. Deshalb befürchten wir, dass die Busunternehmen mehr oder weniger sozusagen verstaatlicht werden. Die Finanzmittel gehen an die Auftraggeber, die wiederum nach eigenem Gutdünken Gelder verteilen können und Verkehre selbst gestalten wollen. Das Ergebnis dieser Fehlentwicklung ist eine ungleiche Mittelverteilung. Und dies vor dem Hintergrund der fast gegen Null gefahrenen Busförderung. Im Gegenzug bekommt die Schiene alles. Wir haben zwar leichte Rauchzeichen gesichtet, dass eine Nachbesserung kommen könnte – aber vielleicht protestieren wir einfach zu wenig, anders als die Bahn.“ * Was bewirken die explosionsartig gestiegenen Dieselpreise bei den Busunternehmen ? Dannenmann: „Für die kleinen und mittleren Busunternehmen ist das eine Katastrophe, da sie je nach Größe ihres Fuhrparks im Durchschnitt mit 50.000 Euro Mehrbelastung pro Jahr fertig werden müssen. Deshalb schließen wir uns bundesweit zusammen und fordern vehement als Ausgleich die Wiedereinführung der Gasölbetriebsbeihilfe, die es bis in die 80er Jahre gegeben hat. Allerdings werden wir schwer zu kämpfen haben, da die Schiene weiter bevorzugt wird. Vielleicht könnten auch Demonstrationen oder Streiks hilfreich sein…“ * Auch die Neuregelung der Lenk- und Ruhezeiten liegt den Busreiseveranstaltern zusätzlich auf dem Magen. Gibt es aufweichende Tendenzen? Dannenmann: „Inzwischen sehen die meisten Politiker ein, dass dabei etwas falsch gelaufen ist. Durch die Gleichbehandlung mit dem Lkw-Güterverkehr wurde offensichtlich in die falsche Richtung geschossen. Doch im Zurücknehmen von Entscheidungen tun sich Politiker bekanntlich schwer. Da wir uns mit unseren Kollegen aus Frankreich und den Benelux-Staaten einig sind, glaube ich, dass wir im nächsten Jahr zumindest ein Signal seitens der Politik sehen werden.“ Herr Dannenmann, wir danken für das Gespräch. Hintergrund: Die Gasölbetriebsbeihilfe wurde bis 1980 Busunternehmen gewährt und führte zu einer erheblichen Reduzierung der Mineralölsteuerlast. Sie könnte unbürokratisch und zügig auf der Grundlage der europäischen und deutschen Rechtslage wieder eingeführt werden. In Baden-Württemberg setzen 660 private Busbetriebe rund 5.000 Busse im ÖPNV und im Reiseverkehr ein. Die Betriebsgröße reicht vom selbst fahrenden Unternehmer mit einem Bus bis zu Unternehmen mit 100 Bussen. Sie bedienen 73% des gesamten öffentlichen Nahverkehrs, die Bahn dagegen nur 19%. Rund 1.200 Reisebusse aus Ba-Wü befördern jährlich über 8 Mio Reisegäste.

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