Nach dem Zweiten Weltkrieg wird in Deutschland die Automobilproduktion langsam wieder aufgenommen. Die Aerodynamik von Fahrzeugen spielt dabei in den ersten Jahren eine untergeordnete Rolle. Vielmehr werden die in den 1930er Jahren oft noch separat angesetzten Kotflügel und Scheinwerfer nun in die Karosserie integriert, die Übergänge zwischen den drei Körpervolumen harmonisch verrundet. Die gesamte Karosserie-Außenhaut wird glattflächiger. Damit entsteht die Pontonform, die zum Credo der 1950er Jahre wird. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt die Karosserieentwicklung bis Ende der 1960er Jahre diesem Grundprinzip verhaftet. Auch beim Kleinst- und Kleinwagensegment wird von der Kundschaft meist nur die aerodynamisch schwierige Stufenheckform akzeptiert. Ausnahmen bilden allein die Leichtbaufahrzeuge ehemaliger Luftfahrtingenieure/-konstrukteure mit von Flugzeugen inspirierten stromlinienförmigen Karosserien. Der durchschnittliche Luftwiderstandsbeiwert dieser Karosserieform liegt bei 0,45 – 0,5.
Aerodynamik gewinnt erst durch die Ölkrise in den 1970er Jahren wieder verstärkt an Bedeutung und wird integraler Bestandteil bei der Fahrzeugentwicklung. Als ein effizientes Mittel zur Verbrauchsreduzierung erlangt das Thema Aerodynamik europaweite Aufmerksamkeit auch von Seiten staatlicher Regierungen, die zum Teil Forschungsprogramme finanzieren. Zahlreiche Fahrzeughersteller wie BMW, Mercedes-Benz und VW bauen in diesen Jahren eigene Windkanalzentren. Auch in der früheren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wird auf dem Gebiet der Aerodynamik intensiv geforscht. Allerdings gelingt die Umsetzung in moderne Fahrzeuge aufgrund der vorhandenen wirtschaftlichen Probleme nicht.
Parallel dazu sorgen atemberaubende Konzeptfahrzeuge von bekannten Designbüros wie etwa Pininfarina, Bertone oder Italdesign / Giugiaro dafür, dass die Keilform zur bestimmenden Automode der 1970er und 1980er Jahre wird. Dabei ist die Keilform auch aerodynamisch effektiv, indem sie mit flacher Front und hohem Heck wie ein Spoiler Anpressdruck zwischen Fahrzeug und Straße erzeugt. Dies ist vor allem im Motorsport von großer Bedeutung, besteht eine Rennstrecke doch nicht nur aus langen Geraden, sondern auch aus engen und zum Teil schnellen Kurven.
Im Rahmen der gegenwärtigen Transformation zur Elektromobilität übernimmt die Reduzierung des Luftwiderstandes erneut eine wichtige Rolle bei der Fahrzeugentwicklung. Im Vordergrund steht die Einsparung von Antriebsenergie.
Genau dieser Entwicklung der letzten reichlich 70 Jahre widmet sich markenunabhängig vom 01.12.23 - 30.06.24 die Anschluss-Sonderausstellung im August Horch Museum in Zwickau (und bewährt danach im Audi museum mobile in Ingolstadt). Über 20 Großexponate, eine Vielzahl an Modellen, interaktiven Displays und eine Experimentierstation beschreiben Titel und Thema. Dabei verdeutlichen einzigartige und seltene Fahrzeuge die Verbindung von Form und Luftwiderstand in verschiedenen Facetten. Inhalte und Gestaltung der Ausstellung entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Agentur ö_konzept. (Fotos: © August Horch Museum)
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