Die Buskatastrophe – menschliche Tragödie
 

VERLAG EUROBUS GMBH

Die Buskatastrophe – menschliche Tragödie

Mittwoch, 05.11.2008

Hannover. Die Nacht des 4.11.2008 hat der gesamten Bus-Branche nach einer langen Zeitspanne ohne spektakuläre Busunfälle eine unvorhersehbare Katastrophe gebracht: 20 tote und 12 teils schwer verletzte Businsassen bei einem Brandunfall auf der A2 kurz vor dem Ziel Hannover, wobei der Reisebus, ein MB Tourismo des Busunternehmens Mommeyer aus Hannover, binnen kürzester Zeit völlig ausbrannte. Was war die Ursache? EuroBus hat recherchiert. Nach den bisherigen Erkenntnissen hatte offenbar ein Fahrgast das absolute Rauchverbot im Bus missachtet und auf der Toilette eine Zigarette geraucht. Offensichtlich wurde diese nicht vollständig unbrennbar gemacht. Dadurch kam es zu einem Schwelbrand, den eine Insassin bemerkte und den Busfahrer informierte – einen seit 20 Jahren im Unternehmen tätigen Fahrer, der regelmäßig an Sicherheitstrainings teilnahm. Er stoppte den Bus, ging mit dem Fahrgast nach hinten und öffnete die WC-Tür. Durch die plötzliche Sauerstoffzufuhr wurde eine Stichflamme erzeugt, die in Sekundenschnelle auf den Businnenbereich im Heck übergriff. Entflammbare Materialien – wie etwa textile Einkäufe von der Einkaufsfahrt und die Kleidung der Businsassen – könnten dazu beigetragen haben, dass sich die Flammen derart schnell ausbreiteten. Der Busfahrer, der selbst schwere Brandverletzungen davontrug und noch nicht vernommen werden konnte, versuchte noch Fahrteilnehmer – teils auf Geh-Hilfen angewiesen - aus dem vorderen Bereich aus dem Bus zu evakuieren. Für den Einsatz eines vorhandenen Feuerlöschers war es wohl durch das schnelle Ausbreiten der Flammen bereits zu spät, da zudem Panik ausgebrochen war. Materialien nachbessern ? Die Frage bleibt nach der Entflammbarkeit der Materialien im Bereich Innenausstattung der Busse. Andreas Frenzel, Geschäftsführer des führenden Businnenausstatters Frenzel aus Obersulm-Sülzbach klärt auf: „Durch die EG Richtlinie 95/28 dürfen wir bei der Innenausstattung nur Materialien verwenden , die laut Definition „nicht leicht entflammbar“ sind“. Diese wird vom TÜV oder Kraftfahrt-Bundesamt überprüft und mit einem Zertifikat bescheinigt. Es handelt sich hier meist um mehrschichtverleimte Holzplatten, die mit Leder oder Stoff bezogen werden – mittels eines Klebstoffes. In der Toilette selbst werden glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) verwendet, die leicht sind und eine hohe Festigkeit darstellen. Sie sind mit Lack überzogen. Auch der Tourismo, bekanntlich in der Türkei gebaut, wird nach EU-Norm auf internationalen Standard überprüft und zertifiziert. Stoffe ein Problem ? Die größte Oberfläche der Innenausstattung bieten die Stoffe. Im Flugzeugbau werden seit langem glatte Oberflächen verwendet, die laut Experten aber mit höheren Kosten verbunden sind. Im Busbau wie auch bei der Bahn kommen Faserstoffe zum Einsatz. Je nach Webdichte sind sie wegen Sauerstoffdurchlass mehr oder weniger brandanfällig. Tatsache ist aber auch, dass die Vorschriften für Bus-Stoffe – Mischgewebe, Wolle, Acryl, Synthetik - in Bezug auf Brennbarkeit und Gasentwicklung weniger streng sind als bei der Bahn, was nach übereinstimmender Expertenmeinung mit den längeren Evakuierungszeiten bei Bahnunglücken zusammenhängt. „Sie können aber auch Passagiere in einen Bus komplett ohne Stoff und nur mit Aluminiumsitzen ausgestattet setzen – das Restrisiko Brennbarkeit der Kleider der Menschen bleibt immer“, gibt Thomas Recknagel, Vertriebsleiter der E. Schoepf GmbH, zu bedenken, die als Stoffhersteller für Bus und Bahn beide Seiten kennt. Als zusätzliches „brennbares Material“ im Bus sind auch die Schäume in den Sitzen selbst bekannt, die eine heiße Schmelze ähnlich wie bei Autoreifen erzeugen können. Übrigens: Am 9. Dezember bietet der bdo in Berlin ein hochaktuelles Seminar zum Thema Krisenmanagement an.

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