Die aktuelle Konjunkturumfrage des bdo unter deutschen Busunternehmen zeigt ein bedrohliches Bild: Fahrpersonalmangel, Dieselpreisentwicklung und die Nachwirkungen der Corona-Jahre bringen nicht wenige in eine aktuelle Notlage.
Insgesamt haben 552 Busunternehmerinnen und Busunternehmer aus dem gesamten Bundesgebiet an der Befragung teilgenommen, darunter bdo-Verbandsmitglieder und Unternehmen, die nicht verbandlich organisiert sind. (alle Grafiken: bdo).
„2022 war für die gesamte Busbranche ein dramatisches Krisenjahr. Von den coronabedingten Auswirkungen wurde der Gelegenheitsverkehr wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig betroffen“, heißt es in dem Bericht des bdo. Der Großteil der befragten Unternehmen geht davon aus, dass die Corona-Pandemie auch nach Ende aller Einschränkungen weiterhin negative wirtschaftliche Auswirkungen entfalten wird. Der extreme Dieselpreis und der steigende Fahrpersonalmangel sind und bleiben die größten Herausforderungen der Branche. Insbesondere der Fahrpersonalmangel hat bereits dazu geführt, dass über 95% der privaten ÖPNV-Unternehmen ihr Angebot ausdünnen mussten.
90% mit Problemen
Die extreme Dieselpreisentwicklung traf den ÖPNV am schwersten. Hier gaben fast 90% der Unternehmen an, dass sie mit deutlichen oder existenziellen Auswirkungen zu kämpfen hätten. In der Bustouristik lag dieser Wert bei über 85% und im Fernlinienverkehr bei 80%. Die Reiseanbieter:innen mussten sinkende Reisegastzahlen verbuchen. Gleichzeitig stieg in diesem Segment die Unsicherheit der Gäste bei der Buchung von Pauschalreisen aufgrund möglicher Insolvenzen. Auch wenn sich die allgemeine Geschäftslage in 2022 in allen Segmenten leicht verbessert hat, geben im Vergleich zum Vorjahr immerhin noch ein Viertel des Gelegenheitsverkehrs, ein Drittel der privaten ÖPNV-Unternehmen und weit über die Hälfte der Unternehmen im Fernlinienverkehr eine ungünstigere wirtschaftliche Situation an.
2023 gleichbleibend
Die Hälfte der deutschen Busbranche erwartet für 2023 grundsätzlich eine gleichbleibende Geschäftslage. Bei den Unternehmen, die von einer ungünstigeren Entwicklung in 2023 ausgehen, fällt die Bewertung in den einzelnen Segmenten leicht differenzierter aus. Im Gelegenheitsverkehr ist das fast ein Viertel, im ÖPNV und im Fernlinienverkehr hingegen jeweils knapp ein Drittel der Unternehmen.
Deutschlandticket
Aber alle Prognosen für 2023 werden, insbesondere für den ÖPNV, durch das Deutschlandticket ab Mai in Frage gestellt sein. Die damit verbundene Reform des Öffentlichen Nahverkehrs wird zu einem Strukturwandel ungeahnten Ausmaßes führen, der zum Zeitpunkt der Umfrage bzw. der Veröffentlichung dieser Publikation noch völlig unklar ist insbesondere, weil weder Bund noch Länder eine Tarifvorgabe für das Deutschlandticket übernehmen wollen. Aber genau die ist für die Busbranche existenziell, ebenso wie die Zusage einer langfristigen Finanzierungssicherheit, einer dauerhaften Nachschusspflicht und einem verbindlichen Rechtsanspruch, der den Ausgleich der Einnahmeverluste der Unternehmen gesetzlich regelt und sicherstellt. Auch ist noch vollkommen offen, wie sehr der Gelegenheits- und der Fernlinienverkehr durch das Deutschlandticket betroffen sein werden. Hier ist davon auszugehen, dass es zu massiven Einbrüchen bei den Fahrgastzahlen kommen wird. Ohne verlässliche politische Unterstützung und konkrete Hilfen, werden die horrenden Energiepreise und der akute Fahrermangel die Busbranche und damit die Verkehrswende ohnehin bald zum Stillstand bringen.
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